Wenn einer Reise tut, dann kann er was erzählen. Oder: Mein erstes Mal auswärts!
Dresden - Hertha 1:0 (1:0), 02.03.2013, 13 Uhr
Irgendwann muss man ja mal
auswärts fahren, aber bei der ersten Auswärtsfahrt ausgerechnet gegen Dresden?
Ja! Gut, meine Idee war's nicht, ich wurde von Philipp überredet. Und als das
Spiel auf den Samstagmittag terminiert wurde, gab's (fast) keine Gegenargumente
mehr. Also wartete ich täglich darauf, dass die Karten in den freien Verkauf
gehen. Ich habe dann online zwei Gegentribünenkarten in der Nähe des
Gästeblocks ergattert. Für 20,90 € pro Person sicherlich kein Schnäppchen, aber
was soll's...
Eigentlich wollten wir mit dem SWT anreisen, wurden in einem Hertha-Forum aber darauf aufmerksam gemacht, dass die Eintrittskarte in ganz Sachsen als Fahrschein gilt, also reichte ein Berlin-Brandenburg-Ticket (BBT).
Eine weitere Frage, die
uns Kopfzerbrechen bereitete, war, ob wir in zivil oder mit Schal reisen
sollten. Die kurzfristige Entscheidung zu zivil war rückblickend betrachtet eine
sehr gute.
Am
Samstag wachte ich dann widererwartend pünktlich auf, mein Bus kam jedoch zu
früh, so dass ich mit dem Fahrrad zur S-Bahn sprinten musste (das machte mich
wenigstens richtig wach). Am Bahnhof musste ich 10 Minuten warten, weil Philipps
Bahn nciht in Friedrichshagen einsetzte, sondern in Köpenick, so dass er eine
Bahn später kam. Am Ostbahnhof kauften wir ein BBT. Schnell noch nen Kuli
gesucht und los gings per RE2 bis Cottbus und von da mit nem RE nach Dresden.
In Cottbus stiegen ca. 50 Herthaner mit aus dem Zug, die wir woher nicht
bemerkten, und machten sich mit Schmähgesängen und Böllerwürfen bemerkbar (Ein
Einheimischer murmelte davon, dass er sie am liebsten "vergasen"
würde. So weit würde ich nun nicht gehen, aber Böllerwürfe sind gefährlich und bescheuert,
zu mal sie auf nomale Reisende und andere Herthafans geworfen wurden...).
Im 3-Wagen-Zug waren in
einem Teil unseres Wagens ca. 20 Herthaner, in unserm Teil erst nur 2
Dynamoanhänger. An den folgenden Stationen stiegen immer mehr Dresdener ein,
richtig voll wurde der Zug aber nicht. Wir verbrachten die Fahrt mit Gesprächen
(hauptsächlich zuhören und lachen) mit 3 freundlichen Dynamos um die 60. Wir
gaben uns als Herthafans zu erkennen, was sie aber freundlich mit "Jeder ist
für seinen Verein!" kommentierten. Zur ruhigen Stimmung bei uns trug
zusätzlich ein kleiner Junge bei, der sowohl uns, die Dynamofans und die
Polizisten beruhigte.
Diese stiegen nämlich in
Elsterwerda ein, wo am Nachbarbahnsteig der Herthasonderzug stand, bewacht von
vielen Polizisten. Nach dem die Polizei in jedem Durchgang 2-3 Beamte
hinstellte, hörten auch die Böllerwürfe der Herthaner auf, die uns die ganze
Fahrt über begleitet hatten.
1.:
Polizei (im Folgenden P): "Warum hier?", Wir: "Einfach
so.", durch gelassen
2.: Wir:
"Wollen nicht in den Gästeblock.", Jacke auf, kein Schal drin; durchgelassen;
Philipp hatte blaues T-Shirt an (kein Hertha), P: "Pech gehabt.", Ich
musste wieder zurück, wegen Befehl, dass keiner durchgelassen wird
3.:
Jmd sagt "da lassen sie welche durch", Ausweiskontrolle -> Berlin,
nicht durchgelassen; irgendwann durchgelassen
4.:
ca. 40 recht junge Herthaner gesammelt, von ca. 20 P zu den Sonderzugleuten
gebracht;
Wollen zum nicht mit
Shuttle-Bussen gebracht werden, auch weil wir keine Karten für den Gästeblock
haben. Deswegen meint Philipp, wir können ja versuchen, über den Bahnsteig aus
dem Kessel zu kommen: gesagt, getan!
5. (in Skizze Nr.6): Wir gehen also die Treppe zum Bahnsteig hoch, die
vollkommen unbewacht ist. Oben auf dem Bahnsteig kommt uns ein Polizist
entgegen, der fragt, wo wir hinwollen; Wir sagen "zu Hertha, aber nicht in
den Gästeblock", zeigen Karten für Gegengrade; P: "Ihr wollt nicht
mit dem Bus fahren?", Wir: "Nee", P: "Mit der
Straßenbahn?", Wir: "Nee, wir wollen hinlaufen", P: "OK,
dann geht über den Bahnsteig und dann da drüben raus. Falls euch noch jemand
anspricht, kann ich's nicht ändern". Wir bedanken uns und verabschieden
uns von dem mit Abstand freundlichsten Polizisten des Tages und verlassen so
das Bahngelände
Alles in allem, hätten wir
uns nur die Stadt angucken wollen und wären aus Berlin gekommen, wären wir im
Gästeblock gelandet...
Nun aber schnell weiter,
beim "Güldenen M" schnell die Blase geleert, und dann zum Stadion
gelaufen. Dann Einlasskontrolle, die selbstausgedruckten Karten funktionieren
zu meinem Erstaunen, der Kontrolleur ist auch freundlich. Danach ab zur
laschesten Kontrolle meines Lebens (Da war selbst die Kontrolle zum
A-Junioren-DFB-Pokalfinale letztes Jahr schärfer; Na gut, da wurde ich auch
ganz schön auseinander genommen =))
Stadion:
Typisches Neubaustadion, aber da für gar nicht mal soo schlecht
Spiel: Niveau des Spieles lag irgendwo zwischen 3.
und Regionalliga, Null-Bock-Stimmung bei den Herthaspielern, die wir vorher beim
Aufwärmen beobachteten
Stimmung: Dynamo: für ne 2.Liga definitiv sehr gut, wenn auch ich etwas mehr erwartet hatte; das
Publikum pöbelt sehr gerne; sehr viele Variationen von "Dynamo"
Hertha: Sehr guter Auswärtssupport das ganze Spiel über, zu Beginn des Spiels schöner blauer Rauch und ein paar Bengalos; Leider zu Beginn mehrfach werfen von Feuerzeugen auf gegnerische Spieler
Hertha: Sehr guter Auswärtssupport das ganze Spiel über, zu Beginn des Spiels schöner blauer Rauch und ein paar Bengalos; Leider zu Beginn mehrfach werfen von Feuerzeugen auf gegnerische Spieler
Hertha verlor das
schlechte Spiel verdient mit 0:1. Das war uns ganz lieb, weil jubeln hätten wir
dank der zahlreichen zwielichtigen Dynamofans wahrscheinlich nicht können...
Nach dem Abpfiff eilten
wir schnell heraus, um vor dem Stadion eine Bratwurst zu verdrücken, die für
2,50 ganz ok war. Danach machten wir mit der Straßenbahn eine kleine
Stadtrundfahrt und sahen dabei die schönen und die hässlichen Seiten Dresdens.
Zum Glück rechtzeitig bemerkten wir, dass unsere Karte "nur" sechs
Stunden nach Spielbeginn als Fahrkarte galt, so dass wir eine Verbindung
früher fahren mussten. Wir hatten noch kurz Zeit, einen obligatorischen
Stadtspaziergang entlang der Elbe zu unternehmen. Von der Kälte gezeichnet,
kehrten wie noch schnell bei BurgerKing ein und eilten dann durch den schönen
Hauptbahnhof zum Zug. Im nächsten Zug bemerkten wir, dass 3 vermeintliche
Herthafans keinen Fahrschein hatten. Wir boten ihnen an, auf unserer Fahrkarte
mitzufahren. Wie wir dann erfuhren, waren sie aus einem anderen Zug
ausgestiegen, da sie sich von Dresdener Fans bedrängt fühlten, leider verloren
sie dabei ihren Mitreisenden mit der Fahrkarte.
Wir hörten noch so einige
amüsante Geschichten der sympathischen drei und bekamen noch so manches
alkoholisches Getränk mit vier Buchstaben angeboten...
Später stieß noch ein
jüngerer Herthaner zu uns, der nach eigenen Angaben im Sonderzug die Notbremse
gezogen hatte und einen bewusstlosen Herthafan ins Krankenhaus begleitete. Wir
gaben unserer BBT weiter und kamen schließlich erschöpft, aber unverletzt gut
zu Hause an!