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Freitag, April 06, 2007

Haldensleber SC - Oscherslebener SC 4:1 (3:0)

Sehr kurzfristig erhielt ich die Möglichkeit, mit einem von ScatterWeb subventionierten Tchibo-Ticket hinaus in die große bzw. kleine weite Fußballwelt zu fahren. Ursprünglich hatte ich den Plan, nach Hoffenheim zu fahren, um dort ein Spiel der II. Mannschaft zu sehen, aber da das Spiel auf einen einfachen Sportplatz verlegt wurde und nicht wie gewohnt im Stadion stattfand, fiel diese Möglichkeit aus. Die nächsthöheren Möglichkeiten, waren das kleine Hamburger Derby (AOL-Arena hab ich schon) und Fürstenfeldbruck aus der Bayernliga, worauf ich aber aufgrund der langen Reise und des wohl nicht so hübschen Grounds verzichtete. Nun stand ich folglich vor der altbekannten Gretchen-Frage: Wohin? Abhilfe konnte da nur fussball.de schaffen, wo ich nach kurzer Suche auf die Nachholpartie der Landesliga Sachsen-Anhalt Haldensleber SC und Oscherlebener SC stieß. Neben einem netten Ground, Derbycharakter, Spitzenspiel (Der Zweite empfing den Drittplatzierten.) konnte diese Partie auch mit einer kurzen Anreise von etwas über zwei Stunden überzeugen.

Nachdem ich dann nachmittags das Ticket abgeholt hatte, ging es um 15.48 Uhr mit dem ICE nach Wolfsburg. Dieser war aber völlig überfüllt, so dass viele Reisende auf den Gängen stehen mussten. So einen vollen Zug hatte ich vorher nur von Fotos aus Indien gekannt. Zum Glück braucht man von Berlin nach Wolfsburg weniger als ich von zu Hause aus zum Olympiastadion, so dass ich die Fahrt doch ganz gut überstand (Achtung: Wortwitz!). Von Wolfsburg ging es dann mit der Bimmelbahn weiter nach Haldensleben, wo die Zeit kurz nach der Wende stehen geblieben zu sein scheint. Ein paar neue Häuser gibt es, aber sonst sieht das alles noch sehr nach Osten aus.
In etwas mehr als einer halben Stunde bewältigte ich die nach GoogleEarth genau 3,33 km vom Bahnhof zum Stadion und hatte dort so noch fast eine Stunde Zeit, mich umzusehen. Der Stadionkomplex (Hauptstadion, Rasenplatz, Kunstrasenplatz)verfügt über einen Parkplatz von einem Ausmaß, über den sich mancher Bundesligaverein freuen dürfte.
Nach diesem ersten Eindruck, ging ich zum Kassenhäuschen und erstand eine Rollenabrisskarte für 3,50€ inklusive achtseitigem Stadionmagazin. Für diese Spielklasse ist das wohl ein recht hoher Eintrittspreis, aber in Anbetracht der Tatsache, dass der HSC die Miete für das 2001 eröffnete Stadion refinanzieren muss, ist das akzeptabel. Das Stadion selber wurde in den Jahren 1999 – 2001 erbaut und dient hauptsächlich als Leichtathletikstützpunkt und Spielort für Top- und Flutlichtspiele des ortsansässigen Haldensleber SC. Es verfügt über ca. 8000 Plätze, wovon handgezählte 504 überdachte gelbe und blaue Schalensitze sind. Eine Besonderheit ist die sehr seltene Form eines unregelmäßigen Zehnecks, welches die sechsstufige Haupttribüne mit den ansonsten dreistufigen drei anderen Seiten des Stadions bildet. So kreativ die Form, desto unkreativer der Stadionname, auch wenn der Name Waldstadion für ein im Wald stehendes Stadion wie die Faust aufs Auge passt. Nach Frankfurt, Ludwigsfelde und Erfurt (Steigerwaldstadion) das nächste Waldstadion auf meiner Liste.
Nach und nach füllte sich das Stadion und insgesamt dürften wohl über 200 Zuschauer erschienen sein. Diese warteten ebenso wie beide Teams etwas länger auf den Anpfiff, da sich der Schiedsrichter erst nach einer Weile bemüßigt sah, das Spielfeld zu betreten. Dabei war herrlichstes Fußballwetter, auch wenn die Sonne im Rücken der Haupttribüne unterging.
Die Gäste schienen das Bestreben zu haben, den Trikothässlichkeitswettbewerb zu gewinnen, anders war die Trikotfarbkombination nicht zu erklären. Die Gastgeber dagegen hatten ein sehr schickes rot-weißes Nadelstreiftrikot mit schwarzen Hosen, zerstörten aber den schicken Gesamteindruck durch orangefarbene Socken.
Es dauerte ein paar Minuten, bis Leben in die Partie kam. Man verzeihe mir dieses mehr als schlechte Wortspiel. Nach zehn Minuten geriet die generell faire Partie aber aus den Fugen, da der kleine Schiedsrichter aus Magdeburg (sprich: Machdeburg) sich so einen Mist zusammenpfiff, dass er der einzige unfaire Mensch auf dem Platz war, abgesehen von seinen ihm in Nichts nachstehen Assistenten. Zwischenzeitlich war er völlig verunsichert und pfiff scheinbar willkürlich drauf los. Zu seiner Ehrenrettung muss man aber zugeben, dass er sich in der zweiten Halbzeit fing und auch einige Male durch sehr gute Vorteilsregelauslegung überzeugen konnten. Das Spiel als solches brauchte 20 Minuten, um in die Gänge zu kommen, aber dann trafen die Gastgeber nach einem Eckball zum 1:0 und nur acht Minuten später erneut nach einer Ecke, dieses Mal von der rechten Seite, sogar zum 2:0. Der Trainer der Gastmannschaft setzte daraufhin alles auf eine Karte und brachte eine weitere Offensivkraft. In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, in dem Oschersleben mehr vom Spiel hatte, die Gastgeber aber sehr geschickt konterten und einige gute Möglichkeiten erspielten, wovon lediglich eine nach einer sehr guten Kombination mit abschließendem Flugkopfball zum Erfolg führte. Nach Wiederanpfiff änderte sich nicht viel am Spielgeschehen, außer dass die Kontergelegenheiten immer größer wurden und sich häuften, aber nur noch eine davon zum 4:0 verwertet werden konnte. Kurz vor Schluss fiel dann noch der Ehrentreffer zum 4:1-Endstand.
Alles in allem ein verdienter Sieg, der aufgrund der Chancenanzahl sicherlich auch in dieser Höhe verdient ist. Gebracht im Aufstiegskampf dürfte es Haldensleben aber nichts, da die Reserve vom 1. FC Magdeburg schon auf und davon gezogen sein dürfte.
Warum es Haldensleber SC, aber OscherslebeNER SC heißt, konnte mir übrigens keiner erklären.
Nach dem Abpfiff schwang ich mich sofort auf Schusters Rappen und war überpünktlich zurück am Bahnhof. Zum Glück kam mein Zug auch recht schnell, sodass ich mich nach Gleisüberquerung (Treppen scheint es nicht zu geben) schnell ins Warme retten konnte, war es doch draußen recht frisch geworden. Über die Stationen Oebisfelde und Wolfsburg (erwischte sogar noch einen Zug früher, was mir ganze acht Minuten Zeitvorteil verschaffte) erreichte ich um 0.19 wieder Berlin-Hauptbahnhof (tief).
Alles in allem hat sich die „Tour“ aufgrund des netten Grounds und der flotten und torreichen Partie auf alle Fälle gelohnt.

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