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Dienstag, November 28, 2006

Süddeutschland-Tour (Teil 3)

Nachdem kurz vor München die Sonne durch die Wolken brach, konnte man sich über den ersten sonnigen Tag der Tour freuen und diese Freude sowie das Wetter wurden auch den ganzen Tag nicht getrübt. Am Morgen erstmal etwas eingekauft und den Rucksack im Hauptbahnhof in einem Schließfach deponiert. Nachdem dies erledigt wurde, ging es mit der S-Bahn zum Marienplatz, wo gerade der Weihnachtsmarkt aufgebaut wurde. Kurz umgeguckt, Kultur war erst für den nächsten Tag angesagt und stattdessen ein Inetcafé aufgesucht, wo die Zeit mit dem Niederschreiben des 2.Tourtages vertrieben wurde, so dass es dann auch bald zum morgendlichen (11 Uhr) Kick ins altehrwürdige Städtische Stadion an der Grünwalder Straße gehen konnte. Immer wieder schön anzusehen das alte Ding mitten an einer Kreuzung gelegen. Auf der Suche nach einer Eintrittskarte würde ich wohl noch immer sein, wenn nicht vor mir ein Mann Richtung eines Loches in der Wand ging und mit einer Karte bewaffnet wieder kam. Diesem Bespiel folgend kaufte ich mir eine "Rollenkarte" für zwei Euro und ging erst einmal rund ums Stadion herum. Obwohl schon einmal vor Ort gewesen, hatte man das bis jetzt noch nicht gemacht. Dann aber rein ins Stadion zum U19-Süd/Südwest-Bundesliga-Spiel A-Jugend

FC Bayern - TSG Hoffenheim 1:0 (0:0)
ca. 70 Zuschauer

War aber gar nicht so einfach, den Eingang zu finden. Hab es dann aber doch noch mit meinen spärlichen Bayrisch-Kenntnissen irgendwie geschafft. Beim Betreten konnte man sich eine Kopie des offiziellen DFB-Spielberichts mitnehmen. Bin ja mal sehr gespannt, welchen dieser Spieler man in ein paar Jahren in der Bundesliga sehen kann. Das beim Aufwärmen in meinen Augen hoffnungsvollste Talent kam allerdings leider nicht zum Einsatz, sehr gute Schusstechnik und Ballbeherrschung hatte er. Langsam "füllte" sich dann auch die alte Holztribüne, hauptsächlich mit Familienangehörigen, aber auch 6, 7 Hopper konnte man ausmachen. Das Spiel war sehr träge und chancenarm. Erst nach der Pause wurde es etwas besser, was hauptsächlich an den Gästen lag. Überraschenderweise gingen die Bayern nach gut einer Stunde etwas unverdient in Führung, was auf der Gegentribüne mit dem Gesang "Hier regiert der FCB" von vier(!!!) Anhängern gefeiert wurde. Ganz großes Kino. In der Folgezeit drückten die Hoffenheimer auf den Ausgleich, allerdings konnten die Bayern die knappste aller Führungen über die Zeit retten. Die haben da echt in der Jugend schon das Bayerngen. Ist ja widerlich. War mir sehr unsympathisch, genauso wie ihr Aussehen, sah der Großteil doch aus wie eine Mischung aus Bastian Schweinsteiger und David Beckham. Auf der Holztribüne war insbesondere ein ca. 15 bis 20 Mann/Frau großer polnischer Familienanhang über das Ergebnis enttäuscht, hatten sie sich doch mehr erwartet und gehofft, dass wenigstens ihr Angehöriger durchspielen dürfte.
Habe mir den Jubel beziehungsweise Trauer nicht lange mit angesehen, denn ich hechtete schnell los, um pünktlich nach Unterhaching zu kommen.
Die Bahn war recht voll, aber mit dem Ich-steh-da-wo-die-Tür-ist-Gen, war das gar kein Problem für mich. Erschreckt hat mich aber die Ruhe, ja fast völlig Abwesenheit in der Bahn. Der Zug war voll, aber die einzigen Geräusche waren das Rattern auf den Gleisen und ein paar Gästefans, die sich auch nur ganz kultiviert unterhielten. Ansonsten Totenstille. Wäre die Bahn nicht so voll gewesen, hätte ich mir ernsthaft die Frage gestellt, ob ich zum Fußball oder in ein Museum fahre.
Naja, am Bahnhof angekommen musste erstmal ein kleiner Fußmarsch in Angriff genommen werden, der aber leicht bewältigt wurde. Aus der Ferne hörte man sich auch schon die Karlsruher warm singen. Mir dann erstmal ne Karte gesichert und das Stadion…äh…den Sportpark geentert.

SpVgg Unterhaching – Karlsruher SC 0:1 (0:1)
8000 Zuschauer

Dieser war dann auch recht ordentlich besucht. Mit 8000 Zuschauern immerhin der Saisonrekord, was wohl auch am guten Wetter und zweitens am Tabellenführer aus Baden lag, von denen sich auch jede Menge im Sitzplatzbereich herumtrieben.
Auf den Rängen hatten die Gäste somit akustisch die Überhand. Auf dem Feld dagegen nahmen nach wenigen Minuten die Gastgeber dieses in die Hand und die Karlsruher konnten von Glück sagen, dass Frederico nach einer halben Stunde zur etwas überraschenden Gästeführung einnetzen konnte und diese auch in die Pause retten konnte.
Wer nach Wiederanpfiff mit einer Leistungssteigerung beim Favoriten rechnete, sah sich getäuscht, da die Hachinger noch motivierter aus der Kabine kamen und sich Chance um Chance erspielten. Sie scheiterten aber fast kläglich an ihrer Abschlussschwäche und am starken Gästetorhüter Miller, der seinen Farben die drei Punkte und die Tabellenführung festhielt.
Konträr zu den Leistungen auf dem Feld waren sie auf den Rängen. Auf Seiten der Gastgeber versuchte ein verzweifelter Stadionsprecher immer wieder die Fans anzuheizen. Aber außer einer kleinen Gruppe von 50 Mann ließ sich davon keiner mitreißen. Die Gäste dagegen brannten ein wahres Feuerwerk ab und unterstrichen, dass sie mit zu den besten Fanszenen Deutschlands gehören. Zu hause sowieso und durch den Höhenflug mittlerweile auch auswärts. Sehr laut und abwechslungsreich waren die Gesänge. Wenn auch das Spiel etwas enttäuschend verlief, wurde man wenigstens mit der Supportleistung auf Seiten der Gäste dafür versöhnt.
Die bekannten KSCler verabschiedet und wieder gen S-Bahn aufgebrochen. Der Bahnhof rammelvoll, genauso wie der Zug und wieder das selbe Phänomen wie auf der Hinfahrt, bis auf einzelne Unterhaltungen komplett ruhig. Wären da nicht ein paar Halbwüchsige aus Baden gewesen, wäre man wohl eingeschlafen.

Am Hauptbahnhof wurde dann der Rucksack abgeholt und es ging Richtung Jugendherberge, die sich am Rotkreuzplat befindet. Dieses Mal handelte es sich um ein Sechserzimmer und so war ich gespannt, ob schon einer meiner Mitbewohner vor Ort war. Aber ich hatte das Zimmer vorerst für mich alleine. Nach kurzer Körperhygiene wurde sich dann wieder auf die Weg nach etwas Essbaren gemacht, wo man mal wieder bei Mcdonald’s hängen blieb. Als man am späten Abend dann wieder in der Jugendherberge eintraf, war man umso erstaunter, da man das Zimmer immer noch für sich allein hatte, was sich dann auch nicht mehr ändern sollte. Gar nicht mal so schlecht.
Weil die Essenszeit bis 9.30 ging und das Auschecken sogar erst um 10 Uhr möglich war, konnte ich dann etwas ausschlafen. Am nächsten Morgen wurde ich dann von Bauarbeitern geweckt, die sich direkt vor meiner Zimmertür in einem bayrisch/polnisch Sprachgewurschtel verständigen mussten.
Also nichts wie zum Frühstück, dieses wurde in einem Nachbargebäude zu sich genommen und war nicht so toll wie noch in Trier, besonders die Brötchen waren steinhart.
Nach dem Auschecken machte ich mich dann erstmal in Richtung Dantestadion in Bewegung, welches sich ca. einen Kilometer von meiner Unterkunft aus befinden sollte. Nach etwas Herumirren aufgrund der desolaten Ausschilderung der Straßen (ist in Berlin zigmal besser) wurde dieses dann doch noch gefunden. Da das Tor offen stand, wurde natürlich die Chance genutzt und das Gelände betreten. Leider findet da außer Football und Schulsport nur noch das Training einer Laufgruppe statt und überhaupt kein Fußball mehr. Eigentlich sehr schade, ist das Stadion doch gar nicht so übel. Halt ein altes Stadion mit Laufbahn, einer großen Haupttribüne und sonst überall Sitzplätzen. Laut GI soll es immerhin 10000 Leute fassen. Hoffentlich entschließt sich bald wieder ein Fußballverein, dort seine Spiele auszutragen, nachdem TürkGücü das mittlerweile leider nicht mehr tut.
Nach diesem kleinen Groundspotting machte ich mich wieder auf in die Innenstadt, wo es von Touristen nur so wimmelte. Beim Bummeln durch die Läden fiel mir auf, dass München eine sehr teure Stadt ist. Da lob ich mir doch Berlin.
Nachmittags wurde das Wetter dann immer schlechter und Nebel begann aufzuziehen und man sah die Kirchturmspitzen schon nicht mehr. Für mich das untrügliche Zeichen, nach Frötmaning zu fahren und mir das Schlauchboot anzugucken, hatte man dieses doch nur bei der WM gesehen und deshalb nicht in Farbe getaucht. Drei Stunden vor Anpfiff war der Nebel zwar schon da, so dass man nur etwa hundert Meter weit sehen konnte, aber das Schlauchboot leuchtete noch nicht. Als man dann nach einer nochmaligen Aufwärmfahrt (war recht frisch geworden und der Bahnhof nicht beheizt) zwei Stunden vor Spielbeginn dort wieder eintraf, war das blaue Licht („Was ist das?“ „Blaues Licht!“ „Und was macht das?“ „Es leuchtet Blau!“) an und der Nebel noch dichter geworden. Zeitgleich mit mir trafen vier Koblenzer Busse ein, deren Besatzung auch schon ordentlich Stimmung machte. Als ich mich mit Karte und Stadion…ups…Arenamagazin eingedeckt hatte, öffneten sich auch die Tore. Die Kontrolle war wieder sehr mäßig und man hätte alles möglich einschmuggeln können.
Kulinarisch wurde sich nicht verpflegt, da der Einführung der ArenaCard in meinen Augen mit der größte Schwachsinn und einer der größten Komemrzaktionen überhaupt ist.Hatte man sich mit relativ günstigen Karten versorgt, war man umso erstaunter, dass man ohne einen Ordner zu sehen in die höchste Preiskategorie (Mittelrang, auf Höhe der Mittellinie) dringen konnte und sich dort auch während des Spieles niedergelassen wurde.

1860 München - Koblenz 2:1 (1:0)
angeblich 21500 Zuschauer

Im offiziell mit 21500 Zuschauern (in meinen Augen und denen meiner Sitznachbarn waren das aber deutlich weniger) gefüllten Schlauchboot, bot sich von Beginn an ein sehr müder Kick. Spannender war dann schon der Nebel, der zeitweise den Blick auf den gegenüberliegenden Oberring verhinderte, der aber eh komplett geschlossen blieb. Überhaupt ist die ganze Arena für die Sechziger viel zu überdimensionert. Schon schade, dass die Löwen nicht mehr im Grünwalder spielen.
Das Spiel schleppte sich weiter nur sehr zäh hin, so dass es recht überraschend war, dass die Gastgeber kurz vor der Pause durch einen schönen Kopfballlupfer in den langen Winkel nach einem Freistoß von der linken Torauslinie in Führung gehen konnte. Kurz nach Wiederanpfiff konnten die Münchner erneut per Kopf und einer Standardsituation einnetzen, dieses Mal war er Berhalter, der freistehend nach einer Ecke dem Torhüter keine Chance ließ.
Infolgedessen wurde das Spiel immer langweiliger. Die Gäste konnten nicht und die Gastgeber wollten und konnten nicht. So war die einzige Unterhaltung der Blockclown, der zu jeder Szene einen lustigen Kommentar parat hatte. Leider ist mein bayrisch zu schlecht, um diese hier auch nur ansatzweise wiederzugeben.
In der 93. Minute konnten die Gäste bezeichnenderweise durch ein kurioses Freistoßtor, bei dem der Keeper den Ball durch Hände und Beine gleiten ließ, erzielen, allerdings pfiff der Schiedsrichter direkt nach Wiederanpfiff ab.
Stimmungstechnisch war die Leistung der Koblenzer überraschend gut, die bis auf kurze Durchhänger fast die komplette Spielzeit supporteten. Da hat sich in den letzten Jahren wirklich etwas entwickelt. Hätte ich nicht gedacht. Bei den Löwen dagegen läuft diese Findung noch. Gegenüber der Nordkurve, der eigentlichen Fankurve, bildet sich in letzter Zeit direkt neben dem Gästeblock ein zweiter Stimmungskern, der aktiver als der eigentliche ist. Die Koordination zwischen beiden Supportareas ist leider recht schlecht, so dass zeitweise drei unterschiedliche Gesänge (zweimal Löwen, einmal Koblenz) zu hören waren. Nur einmal kam bei einem Wechselgesang so etwas wie Gänsehautatmosphäre auf, lag aber vielleicht auch an der eisigen Kälte.
Auf dem Bahnhof traf man dann noch ein paar Herthaner, die am Tag vorher auch in Unterhaching gewesen waren. In der U-Bahn war es dann wieder unverständlicherweise völlig still.
Am Hauptbahnhof angekommen wurde noch einmal bei Burger King eingekehrt und dort und auf dem kalten Bahnhof die Zeit bis Eintreffen meines Zuges gewartet. Zum Glück kam dieser schon 20 Minuten vor Abfahrt, so dass man sich schon vorher etwas aufwärmen konnte. Sehr schön auch, dass der ICE offiziell als IC verkehrte. Über Frankfurt erreichte man dann um 10.01 Uhr Berlin-Ostbahnhof und konnte um kurz vor 11 Uhr das heimische Gefilde betreten.

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