Pseudohopping

Freitag, April 05, 2013

Wenn einer Reise tut, dann kann er was erzählen. Oder: Mein erstes Mal auswärts!

Dresden - Hertha 1:0 (1:0), 02.03.2013, 13 Uhr

Irgendwann muss man ja mal auswärts fahren, aber bei der ersten Auswärtsfahrt ausgerechnet gegen Dresden? Ja! Gut, meine Idee war's nicht, ich wurde von Philipp überredet. Und als das Spiel auf den Samstagmittag terminiert wurde, gab's (fast) keine Gegenargumente mehr. Also wartete ich täglich darauf, dass die Karten in den freien Verkauf gehen. Ich habe dann online zwei Gegentribünenkarten in der Nähe des Gästeblocks ergattert. Für 20,90 € pro Person sicherlich kein Schnäppchen, aber was soll's...

Eigentlich wollten wir mit dem SWT anreisen, wurden in einem Hertha-Forum aber darauf aufmerksam gemacht, dass die Eintrittskarte in ganz Sachsen als Fahrschein gilt, also reichte ein Berlin-Brandenburg-Ticket (BBT).



Eine weitere Frage, die uns Kopfzerbrechen bereitete, war, ob wir in zivil oder mit Schal reisen sollten. Die kurzfristige Entscheidung zu zivil war rückblickend betrachtet eine sehr gute.
Am Samstag wachte ich dann widererwartend pünktlich auf, mein Bus kam jedoch zu früh, so dass ich mit dem Fahrrad zur S-Bahn sprinten musste (das machte mich wenigstens richtig wach). Am Bahnhof musste ich 10 Minuten warten, weil Philipps Bahn nciht in Friedrichshagen einsetzte, sondern in Köpenick, so dass er eine Bahn später kam. Am Ostbahnhof kauften wir ein BBT. Schnell noch nen Kuli gesucht und los gings per RE2 bis Cottbus und von da mit nem RE nach Dresden. In Cottbus stiegen ca. 50 Herthaner mit aus dem Zug, die wir woher nicht bemerkten, und machten sich mit Schmähgesängen und Böllerwürfen bemerkbar (Ein Einheimischer murmelte davon, dass er sie am liebsten "vergasen" würde. So weit würde ich nun nicht gehen, aber Böllerwürfe sind gefährlich und bescheuert, zu mal sie auf nomale Reisende und andere Herthafans geworfen wurden...).

Im 3-Wagen-Zug waren in einem Teil unseres Wagens ca. 20 Herthaner, in unserm Teil erst nur 2 Dynamoanhänger. An den folgenden Stationen stiegen immer mehr Dresdener ein, richtig voll wurde der Zug aber nicht. Wir verbrachten die Fahrt mit Gesprächen (hauptsächlich zuhören und lachen) mit 3 freundlichen Dynamos um die 60. Wir gaben uns als Herthafans zu erkennen, was sie aber freundlich mit "Jeder ist für seinen Verein!" kommentierten. Zur ruhigen Stimmung bei uns trug zusätzlich ein kleiner Junge bei, der sowohl uns, die Dynamofans und die Polizisten beruhigte.
Diese stiegen nämlich in Elsterwerda ein, wo am Nachbarbahnsteig der Herthasonderzug stand, bewacht von vielen Polizisten. Nach dem die Polizei in jedem Durchgang 2-3 Beamte hinstellte, hörten auch die Böllerwürfe der Herthaner auf, die uns die ganze Fahrt über begleitet hatten.


 Fast pünktlich kamen wir ca. 11:20 in DD Hbf an. Ein massives und unorganisiertes Polizeiaufgebot machte uns den Weg aus dem Bahnhof schwer (Gedächtnisprotokoll):
1.: Polizei (im Folgenden P): "Warum hier?", Wir: "Einfach so.", durch gelassen
2.: Wir: "Wollen nicht in den Gästeblock.", Jacke auf, kein Schal drin; durchgelassen; Philipp hatte blaues T-Shirt an (kein Hertha), P: "Pech gehabt.", Ich musste wieder zurück, wegen Befehl, dass keiner durchgelassen wird
3.: Jmd sagt "da lassen sie welche durch", Ausweiskontrolle -> Berlin, nicht durchgelassen; irgendwann durchgelassen
4.: ca. 40 recht junge Herthaner gesammelt, von ca. 20 P zu den Sonderzugleuten gebracht;
Wollen zum nicht mit Shuttle-Bussen gebracht werden, auch weil wir keine Karten für den Gästeblock haben. Deswegen meint Philipp, wir können ja versuchen, über den Bahnsteig aus dem Kessel zu kommen: gesagt, getan!
5. (in Skizze Nr.6): Wir gehen also die Treppe zum Bahnsteig hoch, die vollkommen unbewacht ist. Oben auf dem Bahnsteig kommt uns ein Polizist entgegen, der fragt, wo wir hinwollen; Wir sagen "zu Hertha, aber nicht in den Gästeblock", zeigen Karten für Gegengrade; P: "Ihr wollt nicht mit dem Bus fahren?", Wir: "Nee", P: "Mit der Straßenbahn?", Wir: "Nee, wir wollen hinlaufen", P: "OK, dann geht über den Bahnsteig und dann da drüben raus. Falls euch noch jemand anspricht, kann ich's nicht ändern". Wir bedanken uns und verabschieden uns von dem mit Abstand freundlichsten Polizisten des Tages und verlassen so das Bahngelände

Alles in allem, hätten wir uns nur die Stadt angucken wollen und wären aus Berlin gekommen, wären wir im Gästeblock gelandet...

Nun aber schnell weiter, beim "Güldenen M" schnell die Blase geleert, und dann zum Stadion gelaufen. Dann Einlasskontrolle, die selbstausgedruckten Karten funktionieren zu meinem Erstaunen, der Kontrolleur ist auch freundlich. Danach ab zur laschesten Kontrolle meines Lebens (Da war selbst die Kontrolle zum A-Junioren-DFB-Pokalfinale letztes Jahr schärfer; Na gut, da wurde ich auch ganz schön auseinander genommen =))

Stadion: Typisches Neubaustadion, aber da für gar nicht mal soo schlecht
Spiel:   Niveau des Spieles lag irgendwo zwischen 3. und Regionalliga, Null-Bock-Stimmung bei den  Herthaspielern, die wir vorher beim Aufwärmen beobachteten
Stimmung: Dynamo: für ne 2.Liga definitiv sehr gut, wenn auch ich etwas mehr erwartet hatte; das Publikum pöbelt sehr gerne; sehr viele Variationen von "Dynamo"
                    Hertha:  Sehr guter Auswärtssupport das ganze Spiel über, zu Beginn des Spiels schöner blauer Rauch und ein paar Bengalos; Leider zu Beginn mehrfach werfen von Feuerzeugen auf gegnerische Spieler

Hertha verlor das schlechte Spiel verdient mit 0:1. Das war uns ganz lieb, weil jubeln hätten wir dank der zahlreichen zwielichtigen Dynamofans wahrscheinlich nicht können...

  
Nach dem Abpfiff eilten wir schnell heraus, um vor dem Stadion eine Bratwurst zu verdrücken, die für 2,50 ganz ok war. Danach machten wir mit der Straßenbahn eine kleine Stadtrundfahrt und sahen dabei die schönen und die hässlichen Seiten Dresdens. Zum Glück rechtzeitig bemerkten wir, dass unsere Karte "nur" sechs Stunden nach Spielbeginn als Fahrkarte galt, so dass wir eine Verbindung früher fahren mussten. Wir hatten noch kurz Zeit, einen obligatorischen Stadtspaziergang entlang der Elbe zu unternehmen. Von der Kälte gezeichnet, kehrten wie noch schnell bei BurgerKing ein und eilten dann durch den schönen Hauptbahnhof zum Zug. Im nächsten Zug bemerkten wir, dass 3 vermeintliche Herthafans keinen Fahrschein hatten. Wir boten ihnen an, auf unserer Fahrkarte mitzufahren. Wie wir dann erfuhren, waren sie aus einem anderen Zug ausgestiegen, da sie sich von Dresdener Fans bedrängt fühlten, leider verloren sie dabei ihren Mitreisenden mit der Fahrkarte.
Wir hörten noch so einige amüsante Geschichten der sympathischen drei und bekamen noch so manches alkoholisches Getränk mit vier Buchstaben angeboten...
Später stieß noch ein jüngerer Herthaner zu uns, der nach eigenen Angaben im Sonderzug die Notbremse gezogen hatte und einen bewusstlosen Herthafan ins Krankenhaus begleitete. Wir gaben unserer BBT weiter und kamen schließlich erschöpft, aber unverletzt gut zu Hause an!

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