Pseudohopping

Montag, Januar 22, 2007

Buli komplett und nie mehr Paderborn

Der ursprüngliche Titelvorschlag lautete „Zum Groundhopping nach Polen – Warum Greidie?“
Doch wenn ihr erfahren wollt, warum ich den Titel ändern musste und auch gar nicht in Polen landete, sondern irgendwo in Paderborn, müsst ihr einfach weiterlesen.
Eigentlich war geplant gewesen, am Sonntag in Slubice (auf der polnischen Seite von Frankfurt/O.) ein spannendes Testspiel in einem von Fotos her sehr hübschen Stadion zu betrachten und am Samstag irgendein Spiel in Berlin zu besuchen. Am Freitagabend um halb elf checkte ich dann noch mal das Internet nach Spielen in der näheren Umgebung, um mir den Wecker auf die richtige Uhrzeit zu stellen. Überraschenderweise fand ich zwar einige Spiele in Berlin, mich reizte aber vielmehr die Partie zwischen Aachen und den Österreichern aus Pasching im denkwürdigen Aachener Tivoli. Schnell sämtliche Verbindungen (nach Aachen und von da nach Slubice) rausgesucht und nicht einmal anderthalb Stunden nach der Spielentdeckung saß ich auch schon im Regionalexpress Richtung Magdeburg, der ersten Station, an der ich umsteigen mussten, um an die Deutsch-Belgische Grenze zu kommen. Mir fiel mal wieder auf, dass die Züge von Magdeburg nach Braunschweig noch versiffter und die Scheiben noch zerscratchter sind als in der Berliner S-Bahn und dass die Zugbegleiter grundsätzlich den Fahrschein sehen wollen, wenn man gerade mal eingenickt ist. Nach elfstündiger Fahrt mit lustigen Unterhaltungen, den aktuellsten Sturmberichten von Sitznachbarn, die am Vortag vergeblich versucht hatten, ihr Ziel zu erreichen, aber aufgrund des Sturms den Versuch abbrechen mussten und mich jetzt mich mit ihrer Anwesenheit beehrten und der totalen Palette an typischen WET-Benutzern (in der Nacht aus Müdigkeit schreiende Babys, grölende Viertelstarke) erreichte ich zum ersten Mal in meinem Leben Aachen. Dort angekommen, hatte ich noch genug Zeit, um einen neuen McD-Ground zu machen. Vielleicht sollte ich da auch mal ne Liste machen, wo ich schon überall gespeist hab. Nach dem Entwirren des Aachener Busnetzes, kam ich fast zwei Stunden vor Anpfiff am Stadion an.

Alemannia Aachen – FC *** (Sponsorname vom Verfasser zensiert) Pasching 2:2

Vor Ort dann erst einmal um das Stadion gelaufen, um einen Eindruck vom Ambiente zu machen und ganz kurz im Fanshop verweilt. Ganz kurz überlegt, mir einen rosafarbigen Aachenschal zu kaufen, habe das dann aber wegen akuter Augenkrebsgefahr verworfen.
Für fünf Euro dann das fast schon legendäre Aachener Tivoli betreten. Ehrlich gesagt, waren meine Erwartungen doch etwas größer. Vergleichbare Stadien (Millerntor, Alte Försterei) haben mir da aber besser gefallen und besonders störend empfand ich die vielen Zäune im Gästebereich, die die Atmosphäre komplett zerstörten. Letztendlich hatten sich nur ungefähr 1500 Zuschauer eingefunden, die auf den beiden überdachten Platz fanden, da die unüberdachten Hintertortribünen nicht geöffnet hatten. Wegen des zu erwarteten geringen Zuschauerzulaufs oder der Unfallgefahr bei sehr schlechtem Wetter. Zeitweise hatte ich sogar Angst, dass das Spiel abgebrochen werden würde, da es stürmte und nicht nur die Bäume, sondern auch die Flutlichtmasten arg schwankten. Der Rasen war durchgeweicht und pünktlich zum Spielbeginn, begann es dann auch wieder aus allen Löchern zu regnen und nicht nur ich war froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Die erste Spielhälfte war ganz nett anzuschauen und besonders Schlaudraff ließ seine Klasse ab und zu aufblitzen. Nach einem Sonntagsschuss mit Nachhilfe vom Wind gingen die Gäste mit einem Schuss aus fast 30m in den Winkel in Führung. Kurz darauf glichen die Aachener allerdings nach einer gelungen Kombination aus und konnten wiederum nur wenig später durch einen schönen Freistoßtreffer durch Reghecampf sogar in Führung gehen. Nach einem riesigen Bock in der Hintermannschaft konnten die Ösis aber kurz vor dem Pausentee doch noch ausgleichen, indem sie den Ball ins komplett leere Tor schoben.
In der zweiten Hälfte ging dann wohl auch wegen Schlaudraffs Herausnahme fast überhaupt nichts mehr und natürlich fiel auch kein Tor mehr.
Fazit: Das Stadion ist eines der besseren Sorte in der Buli und die Stimmung war für ein Freundschaftsspiel ganz ordentlich.

Nach Abpfiff wurde dann schnell Richtung Hbf verlegt, um noch etwas Proviant einzukaufen, denn schließlich ist ein Nebenziel des Hoppens auch, in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Giftstoffe aufzunehmen. Also fielen dann schon mal die Geschäfte im Bahnhof aus, denn entweder gab es nur Diätsüßkram (verletzt damit die Regel) oder nur völlig überteuerte Ware (verletzt damit das Budget). Also schnell noch mal raus in Wind und Wetter und was bei einem Inder gekauft, da ein richtiger Supermarkt nicht aufgespürt werden konnte. Nun ging es also wieder in den Zug, um nach Slubice zu kommen. Bis Dortmund lief alles bestens bis auf irgendwelche bekloppten Narren (Ist da eigentlich immer Fasching, Karneval oder irgendwas anderes, weswegen sich erwachsene Leute verkleiden müssen und sich so zum Gespött der Mitreisenden machen?) und hunderte schalker Fans, die vom Gazprom-Derby und so genannten Propagandaspiel gegen St. Petersburg aus der Turnhalle wiederkamen. In Dortmund folgte dann aber der Schock, da ein Zug nach dem anderen ausfiel und ich nicht mehr rechtzeitig nach Westpolen kommen würde.
Letztendlich musste ich umdisponieren und rief im Hinterkopf sämtliche Spiele in der näheren Umgebung in meinem Hinterkopf ab, das „Topspiel“ sollte in Paderborn stattfinden. Da es scheinbar weder in Dortmund noch Hamm ein Inetcafé zu geben scheint (wusste weder Dorfjugend, noch Bahnleute was davon), wurde folglich auf gut Glück nach Paderborn gefahren, leider sah man so was vorerst auch nicht, wobei man in der Nacht einen kleinen Stadtbummel machte. Die Altstadt lohnt sich wohl für Touristen. Aber leider konnte auch hier kein Inetcafé aufgetrieben werden und so musste man sich die Zeit anders vertreiben, da der erste Zug erst drei Stunden später fahren sollte. Zu Fuß versuchte ich, das Hermann-Löns-Stadion zu erreichen, doch aufgrund der großen Entfernung und der erschöpften Füße ließ ich das Vorhaben dann unterwegs doch platzen. Wie mir auffiel, scheint in Paderborn die holländische Militärpolizei genauso aktiv zu sein wie der Deutsche Polizei, denn unterwegs traf ich an verschiedenen Orten unterschiedliche Wagen, sogar in irgendeinem kleinen Park fuhr die über die Wege. Keine Ahnung, wen oder was die gesucht haben.
Irgendwann ging es zum Bahnhof, denn es waren nur noch zwanzig Minuten bis zur abfahrt Richtung Herford. Als der Zug dann immer noch nicht eingetroffen war, schaute ich auf die Abfahrtszeiten, wo mir dann auffiel, dass der Zugverkehr in Paderborn sonntags erst zwei Stunden später beginnt. Da die besten Schlafplätze in der Bahnhofshalle schon alle von ortsansässigen Brückenhoppern belegt waren und die Plätze auf dem Bahnhof wegen des Windes nicht gerade zum Verweilen verleiteten, machte ich mich dann noch mal auf Schusters Rappen unterwegs, aber auch auf der anderen Seite des Bahnhofs war kein Inetcafé in Sicht. Als dann um 6.21 Uhr endlich der erste Zug losfuhr, war ich heilfroh, denn der Wind war nicht mehr länger auszuhalten. Unterwegs machte der Fahrer einen damit vertraut, dass man in irgendeinem Dorf in den SEV umsteigen muss. Hätte er ja ruhig auch früher sagen können, denn so wäre ich in die andere Richtung gefahren und vielleicht hätte ich da etwas mehr Glück gehabt auf der Suche nach dem weltweiten Netz. In Herford dann erstmal beim Bahnhofsbäcker gefrühstückt (sehr lecker) und im Kiosk in Zeitungen irgendwelche Testspiele gesucht, aber nicht gefunden. So ging es dann über einen kleinen Umweg, damit man länger im trockenen saß, per Zug mangels Alternativen wieder zurück nach Paderborn. Irgendwann tauchten dann im Bahnhof die ersten Grünen und auch ein paar Blaue auf und erzählten gaben ihre besten Geschichten preis. Die Blauen glänzten (mal wieder) mit Kabelbindern, während die Grünen ihre Koordinationsschwächen zeigten.
Nachdem ich schließlich im Bus saß (fährt alle zwei Stunden: RESPEKT!), hätte mich nur noch das schlechte Wetter davon abhalten können, diesen Sinnloskick zu betrachten. Das Stadion machte aufgrund des Unwetters erst eine Stunde vor Anpfiff das Stadion auf. Die Organisation war das allerletzte und scheinbar gibt es kaum Kassenhäuschen, Zumindest da wo ich reinwollte, gab es nur zwei, die überdachte Plätze zu Wucherpreisen verkauften und die Verkäufer hatten scheinbar auch alle Zeit der Welt. Schließlich dann noch die letzt Karte für 21€ abgesahnt und dafür immerhin auf einem Holzbalken sitzen dürfen, von dem ich wenigstens ein Tor erkennen konnte, da der Blick auf das andere durch den Zaun vom Gästekäfig verwehrt blieb.

Paderborn – Braunschweig
Ca. 6000 Zuschauer

Das Spiel passte sich dem schlechten Wetter und dem desolaten Sitzplatz an und endete folgerichtig 0:0. Beide Teams maximal reif für die Oberliga. Von der Organisation nicht einmal das. Wenigstens waren die Preise erstklassig…
Höhepunkt oder Tiefpunkt war das Werfen von Raketen von Seiten der Gäste aufs Spielfeld und in Heimblöcke. Daraufhin folgte ein Pfeffersprayeinsatz (wenigsten überhaupt was los) und das in Gewahrsamnehmen der falschen Person. Mein Sitznachbar hatte da jemand anderen fotografiert, der die Raketen abfeuerte.
Als das Gekicke endlich zu Ende war, war nicht nur ich heilfroh, endlich nach Hause fahren zu dürfen.
Auf dem Bahnhof durfte ich dann noch einmal die unfähige Polizeiorganisation erleben, die die Gästeanhänger erst aufs falsche Gleis begleiteten, der Sonderzug aber auf einem anderen einrollte. Ich dagegen erwischte sogar noch einen Zug früher als erwartet. Als dieser aber zwischenzeitlich 20 Minuten Verspätung hatte, machte ich mir doch Sorgen, aber die Bahn ließ meine jeweiligen Anschlusszüge gnädigerweise immer auf mich warten, so dass ich letztendlich mit nur zwei Minuten Verspätung aber völlig erschöpft und mit großem Schlafdefizit zu Hause eintraf.

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